"Mediaspree entern" schult sich im ProtestLuftballons gegen Investoren von Sabine Deckwerth Berliner Zeitung Nr. 123 vom 31.05.2010 - Seite 18 Es gehört allerhand Ausrüstung dazu, um "zivilen Ungehorsam" zu proben. Zwei große Papp-Kartons zum Beispiel, weißes Papier, um sie damit zu bekleben, blaue Farbe und Pinsel zum Bemalen. Die Kartons werden an diesem Samstag im Görlitzer Park aufgebaut. "Carloft" schreibt eine junge Frau aufs Papier, malt krakelige Autos dazu, ein paar Fenster und zwei Strichmännchen, die Wachleute darstellen sollen. Eine andere Frau zieht mit einer Riesen-Spritze farbige Flüssigkeit auf und füllt damit Luftballons, die danach aussehen wie Ostereier. Dann fliegen die Ostereier auf das Carloft. Die Werfer haben sich zuvor Perücken aufgesetzt, um auf Fotos nicht erkannt zu werden.
"Aktionstraining" nennt die Initiative " <<Mediaspree>> entern" ihre Unternehmungen im Görlitzer Park, etwa zwei Dutzend Leute machen mit. Das Ganze soll eine Vorbereitung sein auf den "Protesttag" am kommenden Samstag gegen Bauvorhaben und kommerzielle Nutzung des Spreeufers. Nach den Plänen der Politik sollen Investoren zwischen Elsen- und Michaelbrücke in FriedrichshainKreuzberg Hotels und Büros bauen. Mit der Forderung nach mehr Grün, dem Verzicht auf Hochhäuser und eine dichte Uferbebauung war die Bürgerinitiative " <<Mediaspree>> versenken" vor zwei Jahren mit einem Bürgerentscheid erfolgreich. Danach debattierte man 16 Monate lang in einem Sonderausschuss des Bezirksparlaments über die Baupläne. Ein Ergebnis ist, dass ein Hochhaus im Osthafen nicht gebaut wird. Für ein Grundstück an der Schillingbrücke gab es einen Kompromiss mit mehr Grün. Inzwischen hat sich die Bürgerbewegung gespalten. Da ist die gemäßigte Gruppierung "Initiative <<Mediaspree>> versenken!", die auf Geduld und Beharrlichkeit setzt. Da ist der Ableger " <<Mediaspree>> entern!", der vor Aktionen am Rande des Legalen, wie etwa Farbbeutel-Würfen, nicht zurückschreckt. "Ziviler Ungehorsam rechtfertigt solche Aktionen", sagt ein Sprecher. Zum Aktionstag wollen sie mit zwei Demonstrationen "laut und fröhlich zur Oberbaumbrücke" ziehen. (sd.)
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