Der Bund verscherbelt die SeifenfabrikInvestor ersteigert Filetgrundstück an der Spree für 2,6 Millionen Euro / Bezirke und Bürgerinitiativen protestieren und fordern erneut öffentliche Uferpromenade Uwe Aulich, Berliner Zeitung 19. Juni Der Schornstein, aus roten Backsteinen gemauert, ist 60 Meter hoch. Daneben stehen die Ruinen der ehemaligen Seifenfabrik, die Fenster sind herausgeschlagen, die Mauern mit Graffiti beschmiert. Das Gelände in der Köpenicker Straße 50-52 in Mitte zählt zu den letzten Filetgrundstücken in der Innenstadt, zumal es unmittelbar an der Spree liegt. Eigentümer war bislang der Bund, am Freitag wurde das 4 600 Quadratmeter große Areal an einen privaten Investor versteigert. Kaufpreis: 2,6 Millionen Euro.
Wie Auktionator Thomas Engel von der Deutschen Grundstücksauktionen AG sagt, wolle der Erwerber anonym bleiben. Er stamme aus der Region und wolle sich darum kümmern, "dass auf dem Fabrikgelände etwas Vernünftiges entsteht". Laut Engel endet das Grundstück fünf Meter vor der Spree, dort sei Platz für eine Promenade.
Die Versteigerung des seit 1905 bestehenden Fabrikgeländes ist umstritten. Denn es liegt im Bereich des Entwicklungsprojekts Mediaspree zwischen Jannowitzbrücke in Mitte und Elsenbrücke in Treptow. Milliardeninvestitionen sind an den Ufern vorgesehen, unter anderem werden Büro- und Geschäftshäuser sowie Hotels geplant. Etwa ein Dutzend Aktivisten der Initiative "Mediaspree versenken", die in Friedrichshain und Kreuzberg gegen eine "Kommerzialisierung und Zubetonierung des Spreeufers" kämpft und eine öffentliche Uferpromenade fordert, haben deshalb am Freitag gegen den Verkauf der Seifenfabrik protestiert. "Wenn Büropaläste, teure Hotels oder Luxus-Lofts geplant werden, wollen und werden wir das nicht akzeptieren", hieß es. Weil es Drohungen gegen Interessenten sowie das Auktionshaus gab, wurde der Versteigerungssaal in einem Charlottenburger Hotel von der Polizei gesichert.
Kritik am Verkauf kommt von den Grünen. "Das Spreeufer muss überall öffentlich zugänglich sein", fordert Franz Schulz, Bürgermeister in Friedrichshain-Kreuzberg. Und der Grünen-Fraktionschef in Mitte, Frank Bertermann, befürchtet, dass an der Spree nicht nur die wenige hundert Meter entfernte Eisfabrik, sondern auch die Seifenfabrik abgerissen werden könnten. Für Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) ist es "vom Bund unverantwortlich, das Grundstück zu verkaufen, ohne vorher mit der Stadt das Thema Uferpromenade zu regeln. Ich sage schon jetzt: kein Baurecht ohne Uferpromenade." Gothe hofft, dass möglichst viele Altbauten erhalten bleiben. Doch die Seifenfabrik steht nicht unter Denkmalschutz.
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