(Berliner Zeitung Nr. 277 vom 25.11.2008 - Seite 16)
Kompromisse für Spittel- und Molkenmarkt gefunden
Erstmals seit zehn Jahren soll das planerische Leitbild der Berliner City, das "
Planwerk Innenstadt" von 1999, überarbeitet werden. Darauf einigten sich nach monatelanger Debatte jetzt die Koalitionsfraktionen von SPD und Linkspartei. Die Stadtentwicklungsverwaltung von Senatorin
Ingeborg Junge-Reyer (SPD) soll noch im ersten Halbjahr 2009 eine Planwerksversion vorlegen, in der alle seither realisierten und einvernehmlich geplanten Bauten berücksichtigt sind. Auch planerische Anpassungen sollen enthalten sein, etwa der mit dem Bezirk Mitte abgestimmte Verzicht auf einen Durchbruch der Landsberger Allee zum Alexanderplatz.
Auf Druck der Linkspartei und ihres Stadtentwicklungsexperten, des früheren Kultursenators Thomas Flierl, einigten sich die Regierungsfraktionen auch auf Änderungen für den Spittelmarkt (zwischen Leipziger und Gertraudenstraße) und den Molkenmarkt (zwischen Rotem Rathaus und Stadthaus). So soll es am Spittelmarkt zur Spreeseite hin vorerst keinen Neubau geben, wie bislang vorgesehen, sondern eine Parkanlage am Wasser; von der Leipziger Straße aus ist damit der freie Blick auf die Wohnhochhäuser der Fischerinsel aus den 70er-Jahren gewahrt. Beim Umbau der Gertraudenbrücke soll Junge-Reyers Behörde prüfen, ob eine Lösung mit zwei oder nur mit einer, letztlich neu errichteten Spreebrücke günstiger ist. Für den Molkenmarkt hatte die Linkspartei zunächst gefordert, den Platz vor dem Stadthaus frei zu halten, um dem Ludwig-Hoffmann-Bau einen "repräsentativen Auftritt" vom Mühlendamm aus zu verschaffen. Die Koalition einigte sich nun darauf, die Baublöcke vor dem Gebäude niedriger und weniger massiv zu planen und eine Sichtachse auf das Haus zu schaffen.
Das Planwerk Innenstadt soll ab 2009 alle zwei Jahre fortgeschrieben und im Abgeordnetenhaus debattiert werden. (jan thomsen)